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Die Geburtsstunde für die Lichtgenossenschaft schlug mit dem endgültigen Siegeszug der elektrischen Beleuchtung über die Petroleumlampe. Das kurz vor dem Ersten Weltkrieg errichtete, private Kleinkraftwerk „KAMMERLANDER“ konnte nur den Eigenbedarf des Besitzers decken, sowie die unmittelbar angrenzenden Häuser im Ort versorgen. Da die Gemeinde zur damaligen Zeit nicht in der Lage war, den Bau eines Elektrizitätswerkes zu übernehmen, wurde von einer Gruppe von Interessenten die Idee umgesetzt, eine Genossenschaft zu gründen und mit Strom aus Wasserkraft für die Beleuchtung der Häuser zu sorgen. Hierher stammt auch der bis heute beibehaltene Name „LICHTgenossenschaft“ Am 9. Mai 1929 fand die erste Versammlung von Stromabnehmern statt, bei der 65 Interessenten anwesend waren. Diese verpflichteten sich per Unterschrift der neu zu gründenden Genossenschaft beizutreten. Am 24. August gleichen Jahres wurde der Malermeister Josef Zwicknagel bei der abgehaltenen Gründungsvollversammlung zum ersten Obmann gewählt. Somit war die „Registrierte Lichtgenossenschaft mit unbeschränkter Haftung Neukirchen am Großvenediger„ gegründet. Von der Salzburger Landesregierung wurde der Lichtgenossenschaft die Konzession zur Erzeugung und Leitung von Elektrizität erteilt. Es wurde mit dem Bau des ersten Wasserkraftwerkes am „WIESBACH“ begonnen, welches schon im Jahr 1930 fertiggestellt und eingeweiht werden konnte. Gleichzeitig erfolgten auch der Bau des Leitungsnetzes und der Anschluss der Häuser. In den Protokollen ist nachzulesen, dass die Aufbringung der Geldmittel äußerst schwierig war. Da der Stromverbrauch anfangs derartig gering war, mussten sich die Mitglieder verpflichten, eine gewisse Menge Strom abzunehmen, um mit den Stromeinnahmen die Finanzierung überhaupt bewerkstelligen zu können. Mit zunehmendem Ausbau des Leitungsnetzes verbesserte sich aber diese Situation nach und nach. |
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Stehend v.l.:
J. Eichinger, R. Uhrmann, A. Hörhager, J. Steiner, J. Bräuer, P. Ensmann Sitzend v.l.: A. Gruber, Pfr. M. Göllner, J. Zwicknagel (Obm), R. Zingerle, A. Lemberger, A. Hochreiter |
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Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg ließ den Bedarf derart steigen, dass Mitte der fünfziger Jahre die Stromerzeugung des „Wiesbachwerkes“ nicht mehr ausreichte. Es kam zu ernsthaften Versorgungsengpässen.Eine Aufnahmesperre für neue Mitglieder wurde eingeführt. Vorübergehend konnte vom Zinkenkraftwerk der Gebrüder Lechner Zusatzstrom bezogen werden. Da aber auch in deren Netz der Stromverbrauch rasant zunahm, wurde von den Lechner Brüdern die Lieferung von Zusatzstrom an die Lichtgenossenschaft mit Ende des Jahres 1958 gekündigt.Der Anschluss an das Netz der Landesgesellschaft SAFE wurde unumgänglich. Jedoch schien dies an den damit verbundenen Bedingungen und Kosten der SAFE zu scheitern. Da in mehreren Mitglieder-Vollversammlungen keine Einigkeit über die Aufteilung der Baukosten für den SAFE - Anschluss zustande kam, trat der gesamte Vorstand zurück. Fast wäre es zur Auflösung der Genossenschaft gekommen. Schließlich konnte der damalige Bürgermeister Schweinberger nochmals einlenken und die Mitglieder von der Bedeutung der Lichtgenossenschaft für die Stromversorgung Neukirchens überzeugen. Der zurückgetretene Vorstand wurde ersucht, die Arbeit zur Fortführung der Genossenschaft wieder aufzunehmen. Anfang des Jahres 1959 kam es dann zu einer Einigung. Der Anschluss an das SAFE-Netz wurde hergestellt, Zusatzstrom konnte von der SAFE bezogen werden und die Stromversorgung funktionierte wieder. Die Aufnahmesperre für neue Mitglieder wurde aufgehoben und das Stromversorgungsnetz wurde laufend erweitert und verstärkt. Immer mehr neue Abnehmer konnten angeschlossen werden. Nach Überwindung der durchgestandenen Schwierigkeiten ging es wieder aufwärts. |
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Im Jahr 1960 wurde der Bau eines zweiten Kraftwerkes am Dürnbach in Angriff genommen, wodurch der Strombedarf wieder überwiegend aus den eigenen Kraftwerken abgedeckt wer- den konnte. Mit dem Beginn des Wintertourismus, Mitte der sechziger Jahre, nahm der Ver- brauch an elektrischer Energie wiederum übermäßig zu. Als nächster Schritt wurde im Jahre 1967 die Leistung des „Dürnbach-Kraftwerkes“ durch den Einbau eines zweiten, größeren Maschinensatzes verdoppelt. Die Stromversorgung der neu errichteten Sesselbahn auf den Wildkogel musste aber an die Landesgesellschaft SAFE abgegeben werden, da der Bedarf dieser Anlage die Kapazitäten des Genossenschaftsnetzes überfordert hätte. Die Licht- genossenschaft beschränkte sich auf die Belieferung der Kunden innerhalb Ihres Versor- gungsgebietes. | ||||||
Der weiter steigende Energiebedarf konnte aber nur durch den Bau eines weiteren Kraftwerkes abgedeckt werden. Nach umfangreichen Verhandlungen konnte eine Bewilligung zur Errichtung eines Wasserkraftwerkes am Untersulzbach erreicht werden. Der Bau dieses leistungsstärksten Kraftwerkes der Genossenschaft wurde in den Jahren 1977 bis 1979 realisiert. Da das 1930 erbaute erste Kraftwerk „Wiesbach“ das Ende seiner technischen Lebensdauer erreicht hatte, wurde die Anlage in den Jahren 1995 und 1996 komplett neu aufgebaut. Durch die Anhebung der Fallhöhe konnte die Kraftwerksleistung um das Vierfache gesteigert werden. Im Jahr 2001 wurde der Beschluss gefasst, beim Kraftwerk „Untersulzbach“ einen zweiten, kleineren Maschinensatz zur Verbesserung des Wirkungsgrades im Winterbetrieb einzubauen. Dieser neue Maschinensatz wird wiederum zu einer Steigerung des Arbeitsvermögens beigetragen können. Außerdem sind dadurch Revisionsarbeiten an der Hauptmaschine in den Wintermonaten ohne gänzlichen Stillstand des Kraftwerkes möglich. |
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Kurt Meyer bei einer Peltonturbine im Werk Untersulzbach | ||||||
Durch die ständigen Sanierungen
und Erneuerungen der Erzeugungsanlagen sowie des Verteilernetzes sind alle
Anlagenteile dem heutigen Stand der Technik angepasst. Insgesamt erzeugen
die Kraftwerke der Lichtgenossenschaft mehr Strom aus sauberer Wasserkraft,
als von den Kunden im Versorgungsgebiet verbraucht wird. Durch die jahreszeitliche
Schwankung in der Wasserführung, ist jedoch im Sommer Überschussenergie
vorhanden und in den Wintermonaten muss fehlender Strom zugekauft werden.
In das Verteilernetz der Lichtgenossenschaft, welches übrigens zu 100% verkabelt ist, speisen die drei eigenen Kraftwerke, sowie die Kleinkraftwerke von Familie Vorderegger, Bergerbauer und von Herbert Kammerlander ein. Die Stromverteilung erfolgt über ein 10 KV-Hochspannungs-Ringnetz mit 13 Trafostationen, von denen aus im Niederspannungsnetz nunmehr ca. 700 Abnehmeranlagen mit elektrischer Energie beliefert werden. Jährlich fließen ca. 12,8 Millionen Kilowattstunden Strom über das Leitungsnetz. Der Netzaustausch der Lichtgenossenschaft Neukirchen mit dem Netz der Salzburg AG erfolgt über eine Haupt- bzw. eine Reservekuppelstelle. Beide Netze sind ständig miteinander verbunden. Durch die Liberalisierung des Strommarktes ab 1.Oktober 2001 ist zwar ein deutlicher Mehraufwand in der Verwaltung eingetreten, gesamt gesehen aber hat sich die Situation für die Genossenschaft bisher nicht wesentlich verschlechtert. Der Stromzukauf erfolgt nach wie vor von der „Salzburg AG“, deren Bilanzgruppe sich die Lichtgenossenschaft auch angeschlossen hat. Bei gleichbleibenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und weiterhin guter Zusammenarbeit mit der Salzburg AG kann die Lichtgenossenschaft Neukirchen auch zukünftig in bewährter Weise weitergeführt werden. |